Die explorative Forschung (auch erkundende Forschung) ist ein empirischer Forschungsansatz, der darauf abzielt, neue Themenfelder, Zusammenhänge oder Problemstellungen zu identifizieren und erste Erkenntnisse zu generieren, wenn bislang noch wenig Vorwissen oder keine klaren Hypothesen vorliegen. Sie steht typischerweise am Anfang eines Forschungs- oder Entscheidungsprozesses und dient dazu, Verständnis aufzubauen, Fragestellungen zu konkretisieren und Hypothesen zu entwickeln.
Für Unternehmen ist die explorative Forschung besonders relevant in Situationen mit hoher Unsicherheit – zum Beispiel bei der Einführung neuer Produkte, beim Verständnis neuer Märkte, bei veränderten Kundenbedürfnissen oder zur Innovationsentwicklung.
Die explorative Forschung soll:
Orientierung schaffen, wenn noch wenig Struktur oder Wissen vorhanden ist
Themenfelder abtasten und eingrenzen
Hypothesen generieren (nicht testen!)
mögliche Einflussfaktoren identifizieren
Denkanstöße für weiterführende Forschung liefern
Sie stellt keine „abschließenden“ Ergebnisse bereit, sondern bereitet den Boden für vertiefende deskriptive oder kausale Untersuchungen.
Welche Bedürfnisse haben unsere Kunden, über die wir bisher nichts wissen?
Wie nutzen Kunden ein neues Produkt tatsächlich im Alltag?
Welche Barrieren gibt es bei der Anwendung unseres Services?
Welche Einstellungen und Emotionen prägen die Wahrnehmung unserer Marke?
Die Fragen sind offen, breit und oft hypothetisch – die Antworten sollen Raum für neue Einsichten lassen.
Explorative Forschung nutzt überwiegend qualitative Methoden, da sie Offenheit und Tiefgang ermöglichen. Die wichtigsten Ansätze:
Einzelgespräche mit Kunden, Mitarbeitern oder Experten
Ziel: individuelle Perspektiven, Motivationen und Kontexte erfassen
Moderierte Gruppendiskussionen mit 6–10 Personen
Ziel: spontane Reaktionen, Gruppendynamiken, erste Meinungsbilder
Kundenverhalten „im Feld“ (z. B. im Laden, bei der Produktnutzung)
Ziel: unbewusste Verhaltensweisen sichtbar machen
Sichtung vorhandener Informationen, Studien, Social Media, Foren
Ziel: Themenclustering, erste Mustererkennung
Interaktive Formate zur Ideengenerierung oder Problemverständnis
Ziel: ko-kreative Exploration mit Kunden oder internen Teams
Ein Start-up im Bereich nachhaltige Verpackungen möchte ein neues Produkt entwickeln, hat aber noch keine klare Vorstellung davon, was die Zielgruppe erwartet. In mehreren Fokusgruppen mit Konsumenten aus unterschiedlichen Altersgruppen zeigt sich:
Nachhaltigkeit ist wichtig, aber nicht um jeden Preis
Funktionalität (z. B. Auslaufsicherheit, Stabilität) ist entscheidend
Der Begriff „kompostierbar“ ist vielen unklar
Diese Erkenntnisse fließen in die Produktentwicklung ein und bilden die Basis für eine spätere quantitative Marktstudie.
Vorteile:
Hohe Flexibilität und Offenheit
Ideenreich – geeignet für Innovationsprozesse
Liefert erste Hypothesen für spätere Tests
Bringt nicht offensichtliche Themen ans Licht
Fördert Kundenzentrierung im Denken
Nachteile:
Nicht repräsentativ (kleine Stichproben, subjektiv)
Keine Verallgemeinerbarkeit
Ergebnisoffenheit kann schwer operationalisierbar sein
Erfordert Interpretationserfahrung auf Seiten der Forschenden
Forschungsart | Ziel | Typische Frage |
---|---|---|
Explorativ | Orientierung, Hypothesenfindung | „Was könnte relevant sein?“ |
Deskriptiv | Beschreibung | „Wie häufig ist etwas?“ |
Kausal (explanativ) | Ursache-Wirkung erkennen | „Warum passiert das?“ |
Explorative Forschung ist damit der logische Startpunkt, bevor präzise Hypothesen formuliert und mit quantitativen Methoden getestet werden.
Die explorative Forschung ist ein kraftvolles Werkzeug für unternehmerische Fragestellungen, bei denen noch Unklarheit oder Komplexität herrscht. Sie hilft, neue Erkenntnisse zu gewinnen, Kunden besser zu verstehen und strategische Entscheidungen vorzubereiten – gerade in dynamischen Märkten, bei Innovationen oder in der Frühphase von Projekten. Richtig eingesetzt, ist sie der Schlüssel z