Die deskriptive Forschung (auch beschreibende Forschung genannt) ist eine Form der empirischen Forschung, deren Ziel es ist, Sachverhalte, Merkmale oder Zusammenhänge systematisch zu erfassen, darzustellen und zu beschreiben, ohne diese direkt zu erklären oder zu verändern. Sie beantwortet die Frage: „Was ist?“, nicht: „Warum ist es so?“ oder „Wie kann man es verändern?“.
In der unternehmerischen Praxis liefert deskriptive Forschung die Datengrundlage für operative und strategische Entscheidungen – etwa zur Marktstruktur, Kundenzusammensetzung, Nutzungshäufigkeit von Produkten oder zum Verhalten bestimmter Zielgruppen.
Das Hauptziel der deskriptiven Forschung ist es, Zahlen, Fakten und Muster zu erheben und aufzubereiten, um fundierte Aussagen über eine bestimmte Grundgesamtheit zu treffen. Sie dient:
dem Verständnis bestehender Markt- und Kundensituationen
der Strukturierung großer Datenmengen
dem Benchmarking (z. B. Marktanteile, Zufriedenheitswerte)
der Vorbereitung weiterführender (z. B. kausaler) Analysen
Beispiel:
Ein Unternehmen möchte wissen, wie häufig verschiedene Altersgruppen seinen Online-Shop nutzen, welche Produkte sie bevorzugen und wie hoch ihre durchschnittlichen Warenkörbe sind.
Wie viele Kunden kaufen monatlich ein?
Wie verteilt sich der Umsatz nach Region, Alter, Geschlecht?
Wie lange verweilen Nutzer durchschnittlich auf der Website?
Welche Produkte werden am häufigsten retourniert?
Wie oft wird ein bestimmter Service in Anspruch genommen?
Diese Fragen zielen nicht auf Ursachen, sondern auf eine objektive Beschreibung des Status quo.
Deskriptive Forschung verwendet meist quantitative Methoden, insbesondere:
Online-, Telefon- oder Papierbefragungen mit geschlossenen Fragen
Große Stichproben zur Repräsentativität
Beispiel: Kundenzufriedenheitsumfrage mit Bewertungsskalen
Kundenfrequenzen, Klickverhalten, Nutzungsmuster
z. B. über Webtracking oder Sensorik im Einzelhandel
Nutzung vorhandener Daten aus CRM-Systemen, Verkaufsstatistiken, Social Media oder amtlichen Statistiken
Die Ergebnisse werden meist in Form von Häufigkeiten, Anteilen, Mittelwerten, Standardabweichungen und Verteilungen dargestellt – z. B. in Tabellen, Diagrammen oder Dashboards.
Ein Versandhändler analysiert Bestelldaten der letzten 12 Monate. Die deskriptive Forschung zeigt:
68 % der Kunden kaufen über mobile Endgeräte
Die häufigsten Bestellzeiten liegen zwischen 20:00 und 22:00 Uhr
Durchschnittlicher Warenkorbwert: 54 €
Rücksendequote bei Schuhen: 32 %, bei Elektronik: 8 %
Diese Erkenntnisse fließen direkt in die Optimierung der mobilen Shop-Performance, die Planung von Werbezeiten und die Verbesserung der Produktbeschreibungen ein.
So wertvoll die deskriptive Forschung ist – sie hat klare Grenzen:
Sie beschreibt Zustände, keine Ursachen. Warum bestimmte Kunden nicht kaufen oder unzufrieden sind, bleibt offen.
Sie liefert keine Handlungsempfehlung per se, sondern muss im Kontext interpretiert werden.
Sie kann durch verzerrte Stichproben oder fehlerhafte Erhebung ungenaue Bilder liefern.
Daher wird deskriptive Forschung oft als Basis für weiterführende explorative oder kausale Untersuchungen genutzt.
Forschungsart | Ziel | Typische Frage |
---|---|---|
Explorativ | Hypothesen generieren | „Was könnte relevant sein?“ |
Deskriptiv | Merkmale beschreiben | „Was ist der Status quo?“ |
Kausal (explanativ) | Ursachen und Wirkungen untersuchen | „Warum ist das so?“ |
Deskriptive Forschung steht dabei oft in der Mitte: Sie präzisiert Fragestellungen und liefert Struktur für nachgelagerte Analysen.
Die deskriptive Forschung ist ein unverzichtbares Instrument zur systematischen Erfassung und Darstellung realer Markt- und Unternehmensdaten. Sie schafft Klarheit über bestehende Strukturen, Zielgruppen, Verhaltensmuster und Entwicklungen – und bildet damit die Datenbasis für faktenbasierte Entscheidungen. Unternehmen, die regelmäßig deskriptive Analysen durchführen, erkennen frühzeitig Trends, Ineffizienzen oder Potenziale – und können entsprechend handeln.