Ein Kundenbewertungsmodell ist ein systematisches Verfahren zur Beurteilung und Einordnung von Kunden auf Basis quantitativer und qualitativer Kriterien. Ziel eines solchen Modells ist es, die Kunden eines Unternehmens nach Wert, Potenzial und Relevanz zu klassifizieren, um daraus gezielte Strategien für Marketing, Vertrieb, Service und Kundenbindung abzuleiten. Es handelt sich um ein zentrales Werkzeug im Customer Relationship Management (CRM) und der strategischen Kundensteuerung.
Die Hauptziele eines Kundenbewertungsmodells sind:
Transparenz über den Kundenstamm:
Welcher Kunde ist wie wichtig für das Unternehmen?
Priorisierung von Ressourcen:
Vertrieb und Service sollen sich auf die profitabelsten und potenzialstärksten Kunden konzentrieren.
Entwicklung passender Maßnahmen:
Für unterschiedliche Kundengruppen können differenzierte Strategien entwickelt werden – z. B. für A-, B- oder C-Kunden.
Steigerung der Kundenrentabilität:
Durch gezielte Betreuung, Cross-Selling und Up-Selling kann der Kundenwert gesteigert werden.
Ein typisches Kundenbewertungsmodell besteht aus mehreren Bewertungsdimensionen, die je nach Geschäftsmodell individuell gewählt und gewichtet werden. Die gängigsten Kategorien sind:
Umsatz (z. B. Jahresumsatz, durchschnittlicher Auftragswert)
Deckungsbeitrag oder Marge
Wiederkaufquote
Zahlungstreue
Marktstellung und Image des Kunden
Referenzpotenzial
Innovationsfähigkeit (z. B. Co-Creation)
Zugang zu neuen Zielgruppen oder Märkten
Kauffrequenz
Reaktionsverhalten auf Kampagnen
Nutzungsgrad von Produkten oder Services
Kontakt- und Serviceaufwand
Entwicklung des Bedarfs
geplante Investitionen
Unternehmenswachstum
Potenzial für Cross- oder Up-Selling
Verschiedene Ansätze kommen bei der Entwicklung eines Kundenbewertungsmodells zum Einsatz:
Kunden erhalten Punktwerte in verschiedenen Kriterien (z. B. 1–10 Punkte für Umsatzhöhe, 1–5 Punkte für Wachstumspotenzial). Die Gesamtpunktzahl führt zu einer Einstufung in z. B. A-, B- oder C-Kunde.
Kunden werden in einem zweidimensionalen Raster dargestellt, z. B. „aktuelle Profitabilität“ vs. „zukünftiges Potenzial“. Daraus entstehen Felder wie „Stars“, „Question Marks“, „Cash Cows“ oder „Low Performer“.
Berechnung des langfristigen wirtschaftlichen Werts eines Kunden über die gesamte Geschäftsbeziehung hinweg. Berücksichtigt werden dabei Erträge, Kosten und Bindungsdauer.
Klassisches Direktmarketing-Modell, das bewertet:
Wie aktuell der letzte Kauf war (Recency)
Wie oft der Kunde kauft (Frequency)
Wie viel er ausgibt (Monetary Value)
Zur erfolgreichen Einführung eines Kundenbewertungsmodells sind folgende Schritte notwendig:
Zieldefinition: Klare Ziele der Bewertung festlegen (z. B. Fokussierung im Vertrieb, Kundenentwicklung).
Kriterienauswahl: Relevante und messbare Kennzahlen bestimmen.
Datenbeschaffung: CRM-Systeme und Vertriebsdaten analysieren und aufbereiten.
Modellgestaltung: Punktevergabe, Gewichtung, Clusterbildung.
Testphase und Validierung: Modell in der Praxis erproben, Feedback einholen und optimieren.
Integration in Prozesse: Nutzung im CRM, zur Vertriebssteuerung, im Marketing und bei der Kundenentwicklung.
Klare Kundenpriorisierung
Effektivere Ressourcennutzung im Vertrieb
Höhere Kundenbindung durch gezielte Maßnahmen
Erkennung von Entwicklungspotenzialen
Reduktion von Streuverlusten in Marketing und Kommunikation
Frühzeitiges Erkennen von Risikokunden
Datenqualität: Unvollständige oder veraltete Daten können das Modell verfälschen.
Komplexität: Zu viele Kriterien machen das Modell schwer handhabbar.
Akzeptanz: Mitarbeiter im Vertrieb müssen das Modell verstehen und anwenden können.
Dynamik: Kunden entwickeln sich weiter – das Modell muss regelmäßig aktualisiert werden.
Ein Kundenbewertungsmodell ist ein strategisches Steuerungsinstrument zur zielgerichteten und wirtschaftlichen Kundenbearbeitung. Es schafft Transparenz, ermöglicht differenzierte Betreuung und legt die Grundlage für eine langfristig profitable Kundenstruktur. Richtig konzipiert und umgesetzt, ist es ein wesentlicher Erfolgsfaktor im modernen Kundenmanagement.