Die Marktsegmentierung ist ein zentrales Konzept des strategischen Marketings. Sie bezeichnet die Aufteilung eines Gesamtmarktes in klar abgrenzbare, möglichst homogene Teilmärkte (sogenannte Marktsegmente) anhand bestimmter Merkmale. Ziel ist es, Zielgruppen besser zu verstehen, passgenaue Angebote zu entwickeln und Marketingmaßnahmen effizienter und wirksamer einzusetzen.
Marktsegmentierung geht davon aus, dass nicht alle Kunden gleich sind – unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse, Erwartungen und Kaufmotive. Durch Segmentierung wird es möglich, maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, statt mit einem undifferenzierten Ansatz am Markt zu agieren.
Die Marktsegmentierung verfolgt das Ziel, den Markt so zu strukturieren, dass ein Unternehmen:
Zielgruppenspezifisch kommunizieren kann
Produkte und Dienstleistungen auf Kundenbedürfnisse zuschneiden kann
Streuverluste im Marketing reduziert
Wettbewerbsvorteile durch Differenzierung erzielt
Preisstrategien segmentgerecht anpassen kann
Umsatz- und Ertragspotenziale gezielter erschließt
Besonders in gesättigten Märkten ist Segmentierung ein Schlüsselfaktor für langfristigen Erfolg.
Je nach Branche, Ziel und Datenlage stehen verschiedene Segmentierungsmerkmale zur Verfügung. Sie lassen sich in vier Hauptkategorien einteilen:
Region, Land, Bundesland
Stadt/Land, Klimazone
Sprach- und Kulturraum
Beispiel: Ein Getränkehersteller vermarktet Eistee in Süddeutschland anders als in Norddeutschland – z. B. mit regionalem Design oder Dialekt in der Werbung.
Alter, Geschlecht, Einkommen
Familienstand, Bildung, Beruf
Haushaltsgröße
Beispiel: Ein Streamingdienst bietet unterschiedliche Inhalte für Familien, Singles und Senioren an.
Lebensstil, Werte, Persönlichkeit
Einstellungen, Interessen, Meinungen
Beispiel: Eine Automarke spricht mit demselben Fahrzeugmodell verschiedene Zielgruppen an – einmal als „sportlich und jung“, einmal als „komfortabel und sicher“.
Kaufverhalten, Markenloyalität
Nutzungsintensität, Preisbewusstsein
Reaktionen auf Werbung oder Kanäle
Beispiel: Ein Onlineshop bietet Vielkäufern exklusive Rabatte, während Erstkäufer mit Begrüßungsaktionen angesprochen werden.
Oft werden diese Merkmale kombiniert, um möglichst aussagekräftige Segmente zu bilden.
Je nach Ziel und Unternehmensgröße kommen unterschiedliche Strategien zum Einsatz:
Massenmarketing (undifferenziert):
Alle Kunden erhalten das gleiche Produkt mit einer einheitlichen Marketingstrategie. Beispiel: Standard-Toilettenpapier.
Segmentiertes Marketing (differenziert):
Verschiedene Zielgruppen werden mit unterschiedlichen Angeboten angesprochen. Beispiel: Eine Bank bietet spezielle Kontomodelle für Schüler, Studenten, Selbstständige und Senioren.
Nischenmarketing (konzentriert):
Fokus auf eine klar definierte, kleine Zielgruppe. Beispiel: Veganes Hundefutter für Hunde mit Unverträglichkeiten.
Individualisiertes Marketing (One-to-One):
Hochgradige Personalisierung, oft mit digitalen Tools. Beispiel: Amazon-Empfehlungen auf Basis individuellen Kaufverhaltens.
Ein typisches Segmentierungsprojekt läuft in mehreren Schritten ab:
Datenerhebung und Analyse: Kundeninformationen aus CRM, Marktforschung, Onlineverhalten
Auswahl geeigneter Segmentierungskriterien
Bildung sinnvoller Kundensegmente
Bewertung der Attraktivität und Erreichbarkeit der Segmente
Strategieentwicklung je Segment
Umsetzung in Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung
Wichtig: Segmentierung ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein dynamischer Prozess – Kundenbedürfnisse und Marktstrukturen ändern sich laufend.
Ein Modeunternehmen analysiert seine Kunden und identifiziert drei Segmente:
Trendbewusste junge Käufer (18–30): modeaffin, social-media-orientiert
Preisbewusste Familienkunden (30–50): suchen Funktionalität und Angebote
Premium-Kunden (40+): legen Wert auf Qualität und Exklusivität
Basierend auf dieser Segmentierung werden Sortimente angepasst, Newsletter personalisiert und Werbekampagnen differenziert gesteuert.
Die Marktsegmentierung ist ein unverzichtbares Werkzeug, um den Markt gezielt zu bearbeiten, Ressourcen effizient einzusetzen und Kundenzufriedenheit zu steigern. Sie ermöglicht es Unternehmen, sich klar zu positionieren, Wettbewerbsvorteile aufzubauen und flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren. In der heutigen fragmentierten und datengetriebenen Welt ist Marktsegmentierung kein „Nice-to-have“, sondern ein Pflichtinstrument erfolgreicher Unternehmensführung.